Erstes Musikvideo drehen – 8 Schritte
Untersichtige Kamera, eine Frau steht auf einem Hochhausdach und singt in die Kamera. Geschichten in Musik verpackt, Rapper vor teuren Autos, ein Sonnenuntergang und eine Kopfbewegung in Slowmotion – Viele Elemente lassen sich immer wieder in Musikvideos finden, viele Ideen sind aber auch neuartig. Viele Elemente bleiben im Kopf, lassen einen nicht nur den Song immer wieder anhören, sondern auch bei dem Video immer wieder auf Play klicken. So vielfältig wie unsere Musik ist, so vielfältig sind auch die Musikvideos dazu.
Für Newcomerinnen und Newcomer kann ein Musikvideo der entscheidende Part sein, um Bekanntheit zu erlangen. Doch wie genau kannst du diesen Schritt angehen? Wir haben für dich 7 Schritte gesammelt, die du auf jeden Fall beachten solltest.
Wer sollte ein Musikvideo drehen?
Im Gegensatz zu vielen anderen Maßnahmen wie z.B. Social Media-Maßnahmen oder Werbeanzeigen ist ein Musikvideo für viele Musikerinnen und Musiker ein größeres und zugleich auch bedeutsameres Projekt. Allerdings bedeutet dies nicht, dass ein Musikvideo auch immer sofort der sinnvollste Schritt ist. Wir von Newcomer Performance empfehlen dir, ein Musikvideo erst dann anzugehen, wenn du schon einige Fans und Follower gesammelt sowie ein Branding hast. Diese Basis brauchst du nämlich, damit das Video auch Verbreitung findet. Die hier genannten Schritte sind keine konkrete Abfolge, die so beibehalten werden muss. Vielmehr ist die Planung eines Musikvideos ein Prozess, bei dem viele wiederum viele kleine Prozesse gleichzeitig ablaufen und du vielleicht auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorherige Schritte überdenkst und erneut angehst.
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Zielsetzung und Botschaft
Hast du dich dazu entschieden, dich an ein Musikvideo zu wagen, dann solltest du dir zuerst folgende Frage stellen: Welches Ziel verfolge ich mit dem Video? Das Ziel bestimmt das Budget sowie auch die Gestaltung. Möchtest du mehr Reichweite aufbauen? Deinen Fans Mehrwert bieten? Oder Geld verdienen? Befindest du dich am Anfang deiner Musikkarriere, dann ist es wahrscheinlich, dass eins der beiden ersten dein Ziel ist. Natürlich kannst du auch ein ganz anderes Ziel verfolgen.
Als nächstes solltest du dich fragen, was für eine Botschaft du mit deinem Musikvideo rüberbringen möchtest. Dies hängt sehr stark mit deinem Songtext zusammen. Bist du dir noch unsicher, welchen deiner Songs du wählst, dann verknüpfe deine Entscheidung bereits hier mit deinem Ziel. Ein Thema, mit dem sich viele Menschen identifizieren können, ist zum Beispiel effektiver, wenn du deine Reichweite verbessern möchtest. Möchtest du denen jetzigen Fans neuen Content bieten, kannst du auf ihre Wünsche eingehen oder bereits behandelte Themen neu aufgreifen. Botschaften können gesellschaftskritisch, lustig, moralisch motivierend sein oder bestimmte Emotionen wecken. Bevor du eine konkrete Idee ausarbeitest, setze dich also am besten noch einmal mit deinem eigenen Song auseinander, besonders der Text steht hier im Vordergrund.
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Informiere dich
Ein Musikvideo ist aufwendiger als ein simples TikTok-Video oder ein Instagram-Post. Besonders wenn du eine gewisse Qualität erwartest und noch wenig Erfahrung mit der Videoproduktion hast, empfehlen wir dir, dich mit dem Thema grundlegend auseinanderzusetzen. Niemand erwartet, dass du ein Profi in der Musikvideoproduktion wirst, allerdings lässt sich durch selbst angeeignetes Wissen viel Geld sparen und das Ergebnis wird auf jeden Fall davon profitieren. Im Zentrum steht dabei die Technik. Das Equipment sollte die richtige Qualität haben und zueinander passen. Eine Drohne, deren Kamera nur eine geringe Qualität bietet, ist z.B. eher kein Mehrwert, sondern nur Mehraufwand. Ebenso lohnt es sich, einen Blick auf dramaturgische Grundlagen, Kameraeinstellungen und die Lichtgestaltung zu werfen. Auf YouTube finden sich zahlreiche Tipps, ebenso empfehlen wir dir, jemanden mit mehr Videoerfahrung als Hilfe zu suchen, solltest du mit dem Thema bisher kaum in Berührung gekommen sein.
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Finde deine Idee
Immer wieder entsteht der Irrglaube, ein gutes Musikvideo enthält bestimmte Schemata, die man einfach erfüllen muss. Wie oben bereits genannt, ist das oft eine untersichtige Kamera, ein Künstler oder eine Künstlerin singt in die Kamera und bei Rapmusik dürfen Sonnenbrillen, wenig bekleidete Frauen und teure Autos nicht fehlen. Allerdings gibt es kein allgemeingültiges Erfolgsrezept und sich immer wiederholende Muster langweilen den Zuschauer oft. Daher empfehlen wir dir: Such nach eigenen Ideen. Geh weg von typischen Klischees und überlege dir, was zu dir und deiner Musik passt. Zur Ideenfindung hilft es, ganz simple viele Musikvideos anzuschauen.
Oftmals gilt: Je kreativer deine Idee ist, desto mehr Verbreitung und Aufmerksamkeit erhält dein Video. Beispiel hierfür ist z.B. DJ Snake, Lil Jon – Turn Down for What, ein sehr verrücktes Video. Wichtig ist: Sei deinen eigenen Ideen gegenüber erst einmal offen und nicht zu streng. Schreibe alles auf oder erstelle Moodboards mit Bildern. Das lässt sich gut mit Seiten wie Shotdeck, Filmgrab oder Unsplash verwirklichen.
Hast du bereits erste Ideen, überlege dir auch, wie realistisch eine Umsetzung ist. Stunts, viele Menschen, krasse technische Features, Tiere oder bekannte Locations sind sehr teuer. Videos wie ‚You’re beautiful‘ von James Blunt, der im Video vor einer Klippe im Schnee sitzt und sich auszieht, ‚Vermissen‘ von Henning May und Juju, die beide denselben Weg entlanggehen, ohne sich zu begegnen, oder ‚Yellow‘ von Coldplay, in dem der Sänger der Band einfach den Strand entlangläuft, nachdem alle Komparsen das Set verlassen hatten, zeigen hingegen, dass auch simple, kreative Ideen erfolgreich sein können. Überlege dir auch, ob du eine Geschichte erzählen willst. Diese Variante erzeugt mehr Spannung.
Ein letzter Tipp an dieser Stelle: Leg auch einen Fokus darauf, dass Musik und Video harmonieren. Besonders der Text ist wichtig. Ein Musikvideo kann die Lyrics verstärken oder einen Kontrast darstellen. Das Video zu Amy Winehouse Song ‚Back to Black‘ ist z.B. passend zum Inhalt in Schwarz-Weiß gehalten.
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Finde dein Budget
Eng verknüpft mit dem vorherigen Punkt und eigentlich im Zentrum der ganzen Produktion ist das Budget. Eine wiederum zentrale Frage ist dabei: Was mache ich selbst und was gebe ich ab? Dies hängt stark von deinen Erfahrungen und deinen Verbindungen ab, d.h. wenn du vieles selbst machen kannst oder jemanden kennst, der dir ohne Bezahlung oder für wenig Geld hilft, dann brauchst du kein hohes Budget. Je professioneller die Produktion jedoch werden soll, desto teurer wird das Video. Die Kosten können hier bei mehr als 10.000 Euro aufwärts liegen. Solltest du allerdings noch relativ am Anfang deiner Karriere stehen, empfehlen wir dir, deutlich weniger Geld zu investieren und insgesamt mehr Fokus auf das Marketing zu legen. Wir sind der Meinung, dass ein kleines Team mit wenigen Leuten genügt, um eine simple, kreative Idee in ein tolles Video zu verpacken. Schließlich bringen dir auch teure Kameras und 4K nichts, wenn der Inhalt des Videos niemanden anspricht.
Bei Videoproduktionen gilt folgende Regel: Eine hohe Qualität lässt sich entweder durch hohe Kosten verwirklichen, außer diese werden durch einen erheblichen Zeitaufwand ausgeglichen. Das bedeutet, ein gutes und günstiges Video erfordert einfach mehr Zeit, die du dir dafür nehmen solltest.
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Planung und Kommunikation
Hast du ein Konzept erstellt und ein kleines Team, dann kann die Planung beginnen. Auch hierbei sollte noch einmal betont werden: Oftmals ist es besser, nicht die aufwendigsten Ideen gerade so mit Brechen und Biegen zu verwirklichen, sondern einfache Ideen umzusetzen, diesen dann aber Zeit zu widmen. Besser eine Sache richtig machen, als viele Dinge halbherzig. Beispielsweise lieber auf Inszenierung oder die Story achten, dafür krasse Stunts oder ähnliches rausnehmen. Für einen Dreh hilft es allgemein immer, auf Eventualitäten vorbereitet zu sein und alles durchdacht zu haben. Nehm dir dafür wirklich Zeit! Gute Organisation und gute Kommunikation sind sehr wichtig. Es kommt vor, dass Videoproduzenten oder Helfer eine ganze andere Vision im Kopf haben und am Ende dann nicht das dabei herauskommt, was der Musiker der die Musikerin sich gewünscht hat. Daher sollte vorher lieber zu viel gesprochen werden als zu wenig – seien es auch nur kleinste Details.
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Finde deine Location
Bei der Suche nach der Location für deinen ersten Musikvideodreh empfehlen wir dir: Such dir einen einfachen Ort, der verschiedene Facetten hat. Drehortwechsel sind bei einem Musikvideodreh aufwendig und kosten wertvolle Zeit. Genauso ist es mit zeitlichen Einschränkungen oder vielen Menschen im Hintergrund. Zudem sind viele Orte für den Zuschauer potenziell eher verwirrend. Such dir also einen Ort, der euch als Team viel Freiheit bietet, z.B. ein Wald, eine wenig befahrene Straße, eine Wohnung, ein großer Platz oder ähnliches. Überlegt euch, wann und mit wie vielen Menschen ihr dort drehen wollt. Je größer euer Team ist und desto beliebter der Ort, desto eher braucht ihr dort eine Genehmigung. Seid ihr euch dabei unsicher, fragt lieber nach, ob das Drehen erlaubt ist.
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Persönliche Vorbereitung
Möchtest du selbst in deinem Musikvideo auftauchen, dann solltest du dich auch selbst natürlich vorbereiten. Keiner verlangt von dir große schauspielerische Fähigkeiten, aber wir empfehlen dir, deine Performance zuhause vor dem Spiegel zu üben. Wichtig ist, dass du dich in deiner Rolle wohlfühlst. Es ist keine Pflicht, in deinem Video selbst aufzutauchen oder die Hälfte der Zeit alleine vor der Kamera zu stehen. Auch hier ist es wieder wichtig, dass du etwas findest, das zu dir passt.
Extratipp: Wählst du die Option, in der du vor der Kamera stehst, dann macht auf jeden Fall mindestens einmal eine Aufnahme von dem ganzen Song Sinn. Das dient der Kontinuität.
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Promotion
Der letzte Punkt bezieht sich nicht direkt auf die Produktion des Videos, sondern auf dessen Verbreitung. Der Gedanke, ein gutes Video verbreitet sich schon von alleine, ist leider nicht korrekt. Es ist möglich, aber nicht wahrscheinlich. Daher empfehlen wir dir: Setz auch einen Fokus auf die Promotion und investier dafür weniger Geld ins Video. Ein professionelles, gutes Video nützt dir nichts, wenn es keiner anschaut. Dieser Schritt hängt natürlich davon ab, wie viele Fans und Follower du bereits hast.
Fazit:
Insgesamt ist ein Musikvideo eine tolle Möglichkeit, um deine Musik zu verbreiten und auch um Rückmeldung zu erhalten. Um ein qualitativ gutes Video zu produzieren, musst du allerdings entweder viel Zeit oder Geld investieren. Eine kreative Idee, etwas Neues, hilft dir, Aufmerksamkeit zu erwecken und dein eigenes Branding einzubringen. Nimm dir also Zeit für die Ideenfindung, für die Planung und für die Kommunikation. Und vergiss auf keinen Fall das Marketing!
Quellen:
https://kreativfilm.tv/musikvideo-produktion/
https://blog.gigmit.com/de/diy-low-budget-musikvideo-drehen/